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"Sommer in Köln" - Die Ferienschule 2017

In den Sommerferien 2017 fand wieder eine Ferienschule des Kooperationsprojektes „Sprachliche Bildung“ des IDSL II speziell für geflüchtete Kinder und Jugendliche statt. Die Ferienschule wird vom Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration der Stadt Köln (ZMI),  der Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln (ZuS) und dem Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache unterstützt. Dieses Jahr erklärte sich das Hölderlin-Gymnasium Köln-Mülheim bereit, ihre Schule für Schülerinnen und Schüler verschiedener Kölner Stadtteile zur Verfügung zu stellen.

Unter dem Motto „Sommer in Köln“ lernten 50 geflüchtete Kinder und Jugendliche aus 8 unterschiedlichen Herkunftsländern gemeinsam und spielerisch die deutsche Sprache. Die Heterogenität der Schülerschaft spiegelte sich nicht nur in ihrer Herkunft, sondern auch in ihrem Sprachniveau wider: Während einige bereits Grundkenntnisse des Deutschen beherrschten, mussten andere zuerst alphabetisiert und somit intensiver betreut werden. Um die bestmögliche Förderung jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers zu gewährleisten, wurden diese je nach Niveau und Alter in Gruppen eingeteilt. So entstanden fünf Lerngruppen: Kalk, Deutz, Nippes,  Poll und Sülz -  getreu dem Motto der Ferienschule. Unterrichtet wurden die Schülerinnen und Schüler von Studierenden, welche im Rahmen eines universitären Seminars zu studentischen Förderkräften im Bereich Deutsch als Zweitsprache ausgebildet wurden.

Auf ihre vielfältigen Herausforderungen bei der Sprachvermittlung wurden die 25 Studierenden im Praxisseminar von Dr. Diana Gebele (IDSL II), Magdalena Kaleta (IDSL II) und Carolin Peschel (ZuS) vorbereitet. Neben klassischen Themen der Sprachförderung wie Grammatik, Wortschatzvermittlung  sowie sprachstandsdiagnostischen und –didaktischen Methoden  standen hier auch moderne Ansätze der Unterrichtsgestaltung im Fokus: Die Studierenden erhielten eine Einführung in die Theaterpädagogik und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, hier im Bereich der Sprachvermittlung für Sprachanfänger. Außerdem stand digitales Lernen auf dem Plan: Die studentischen Förderlehrerinnen und -lehrer wurden im Umgang mit Sprachlernsoftware und den Einsatzmöglichkeiten von Ipads im Unterricht geschult.

Ein klassischer Tag in der Ferienschule war zweigeteilt: vormittags erhielten die Kinder und Jugendlichen Sprachunterricht, nachmittags stand Theaterpädagogik auf dem Programm. Die Gestaltung des Sprachunterrichts lag ganz bei den Studierenden, nur der thematische Schwerpunkt „Sommer in Köln“ sollte wieder zu erkennen sein. Dabei konnten die Studierenden auf eine ausführliche Materialsammlung aus der Projektbibliothek zurückgreifen und den Einsatz von DaZ-Lehrwerken erproben. Um die sprachliche Heterogenität und den unterschiedlichen Lernstand der Schülerinnen und Schüler aufzugreifen, mussten zudem weitere individuelle Lehr- und Lernmaterialien erstellt werden. Die Seminarleiterinnen hospitierten und leisteten bei Bedarf Hilfestellung, griffen jedoch nicht aktiv in das Unterrichtsgeschehen ein. Diese Freiheit wurde von den Förderkräften als Herausforderung, aber auch als besonders gewinnbringend empfunden.  Es wurde deutlich, dass sich die Lehramtsstudierenden mehr solcher Praxiseinheiten wünschten, um sich auf ihren späteren Beruf besser vorbereiten zu können. Besonders die Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen empfanden alle Studierende als äußerst wichtig. Praxisangebote können gerade für Lehramtsstudierende im Bachelor von immenser Bedeutung sein. Unser Kooperationspartner „Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung“ stellte den Studierenden 12 IPads zur Verfügung, die sie in den Sprachunterricht einbinden konnten. Somit erhielten die Studierenden die Möglichkeit, ihr gewonnenes Wissen direkt in die Praxis umzusetzen und die Schülerinnen und Schüler eine Abwechslung von traditionellen Unterrichtsformen. Auch hier gab es genügend Raum für Kreativität: Einige Studierende nahmen die digitalen Möglichkeiten als Anlass, eine Art „Quiz-Show“ zu entwickeln.

Am Nachmittag stand Bewegung auf dem Programm. Die Schülerinnen und Schüler bereiteten unter Anleitung ihrer Förderlehrer und Frau Peschel eine Art „Talentshow“ vor, in der jeder seine eigenen Fähigkeiten und Stärken präsentieren durfte. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Die Performance ermöglichte den Sprachanfängern, sich frei und intuitiv auf Deutsch auszudrücken und auf diese Weise zu erproben, was von den auswendig gelernten Grammatikregeln hängengeblieben ist. Hier konnten sich die Schülerinnen und Schüler austoben, lernten einander  und die Studierenden spielerisch kennen und verwendeten die neu erworbenen Sprachkenntnisse nun auch außerhalb des Unterrichts. Am Ende jedes Tages trafen sich die Förderkräfte mit den Dozentinnen zu einem intensiven Austausch, bei dem sie ihren Unterricht, Erfolge und Schwierigkeiten reflektierten und in einen kollegialen Austausch kamen. Neben dem Unterricht am Vormittag und der Theaterpädagogik am Nachmittag fand sich auch Raum für künstlerische Aktivitäten. Die Schülerinnen und Schüler gestalteten sich ein eigenes T-Shirt, welches alle als Erinnerung behalten durften. Am letzten Tag der Ferienschule fand eine Aufführung statt, in der die Schülerinnen und Schüler ihre Performances vor ihren MitschülerInnen, den Förderlehrerinnen und -lehrern und ihren Eltern präsentieren konnten.

Das Teilprojekt Ferienschule des Kooperationsprojekts „Sprachliche Bildung“ hat sich durch die Jahre hinweg als äußerst förderlich erwiesen. Studierende erhalten bereits zu Beginn ihres  Bachelorstudiums die Möglichkeit, gelerntes Wissen in die Praxis umzusetzen, ihre Kompetenzen als angehende Lehrkräfte  kennen zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Das Projekt verfolgt ein klares Ziel: Die Studierenden sollen neben dem klassischen Handwerkszeug eines Lehrers neue Anstöße und Methoden zur Unterrichtsgestaltung erhalten, welche gleich in der zweiwöchigen Sommerschule eingesetzt werden können. Außerdem schulen die Studierenden ihre interkulturelle Kompetenz und bauen nicht zuletzt didaktische Unsicherheiten im Umgang mit der Zielgruppe neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler ab.  Viele Studierende kommen nämlich im Rahmen des Projektes zum ersten Mal mit dieser Zielgruppe in Kontakt. Durch die Ferienschule können außerdem Engpässe beim Sprachunterricht neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher aufgefangen werden. Sie verwenden die Zielsprache hier außerhalb des regulären Schulunterrichts und kommen in Kontakt mit jüngeren, sehr motivierten studentischen Lehrpersonen. Durch Projekte wie diese kann Integration möglich werden, indem beide Seiten – die zukünftigen Lehrkräfte und die neu Zugewanderten – einander intensiv kennenlernen.

Für die großzügige finanzielle Unterstützung der Ferienschule danken wir der Annemarie und Helmut Börner-Stiftung, Köln, sowie der Harald und Hilde Neven DuMont-Stiftung, Köln.

Für weitere Einblicke in die Ferienschule hören Sie in den Radiobeitrag des Senders "Deutschlandfunk" rein oder lesen Sie den Zeitungsartikel der Kölnischen Rundschau und des ZMI.